Der demografische Wandel in Deutschland mit seinen Haupt-Aspekten Überalterung, langfristigem Rückgang der Fertilität und Binnenmigration erzeugt nicht nur für die EKD-Kirchen, sondern auch für Freikirchen und säkulare Einrichtungen einen noch nicht abzusehenden Anpassungsdruck, kleiner zu werden. Überdurchschnittlich sind davon Dörfer und Kommunen in ländlichen Räumen betroffen, da dort die genannten Phänomene in besonderer Weise zusammentreffen. Als Reaktion auf die enormen Abbrüche christlicher und kirchlicher Substanz in der vierten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (IV.KMU) „Kirche in der Vielfalt der Lebensbezüge“ (2002) wurde demografischer Wandel in der EKD-Programmschrift Kirche der Freiheit (2006) kurz darauf zum ersten Mal kirchenöffentlichkeitswirksam diskutiert.
Allerdings wurde die Problematik hauptsächlich strukturell gefasst, und es wurde ihr hauptsächlich mit dem Impuls zu einem geordneten Rückzug aus der Fläche begegnet.
2017, mehr als zehn Jahre später, muss diese Strategie als verfehlt gelten. Denn trotz fehlender Evaluationen sind Fusion und Regionalisierung an der kirchlichen Basis seither gemiedene Begriffe, da beides in der Vergangenheit größtenteils top-down verordnet wurde und missriet. Angesichts valider demografischer Prognosen wird der Umbau der Kirche über das Jahr 2030 andauern, und die inhaltliche Diskussion über Wesen, Auftrag und Form steht erst noch am Anfang.
Wer erfolgreich Perspektiven entwickeln und verfolgen will, muss zunächst (wieder) inhaltliche Klarheit gewinnen, bevor die Strukturen angepasst werden. Diesem Ansatz sieht sich der Verfasser dieser Arbeit verpflichtet, und zahlreiche Modellprojekte aus ganz Deutschland zeigen, dass er greift.
Der Beitrag dieser Seite und der ihr zugrunde liegenden Master-Arbeit ist es,
- das Thema „Demografischer Wandel und Kirche“ nicht mehr bloß strukturell anzugehen und auf Gesundschrumpfung zu hoffen (ein Phänomen, das es in der Natur im übrigen nicht gibt);
- das Thema praktisch-theologisch zu bearbeiten, gerade im Hinblick auf Gemeinde- und Amtsverständnis. Der Blick auf Bibel und Bekenntnis sprengt weit mehr als bisher beachtet jahrhundertelange Engführungen, die uns Heutigen zum Verhängnis zu werden drohen;
- ausgewählte Antworten aus dem EKD-Kontext, dem säkularen Bereich und aus der Ökumene darzustellen und davon zu lernen.
Als Destillat sind auf dieser Seite ebenfalls 14 Perspektiven zum Weiterarbeiten und Wiederhoffen zur Verfügung gestellt. Sie sind zugleich als Explikationen von Kirche der Freiheit zu lesen, die erneut Lust machen sollen, die vernachlässigte Diskussion über inhaltliche Antworten nachzuholen, die gerade für die Tausenden von Landgemeinden in Deutschland eminent wichtig ist.

